Trinkwasserhygiene hat oberste Priorität

Frankfurt am Main, 01. März 2013
Der Erhalt einwandfreier Trinkwasserqualität ist weltweit eines der wichtigsten Ziele, für das sich die Initiative Blue Responsibility einsetzt. Selbst in den Industriestaaten mit ihren sehr hohen Qualitätsstandards im Rohrleitungsbau gibt es potenzielle Gefahrenquellen. Häufig außer Acht gelassen wird dabei die Trinkwassererwärmung, die Gefahrenpotential für die Trinkwasserhygiene birgt. Wie hier vorgebeugt werden kann, wissen die Experten der deutschen Sanitärindustrie.

Mit der am 01.11.2011 in Kraft getretenen novellierten Fassung der Trinkwasserverordnung gilt auch für bestimmte Wohngebäude wie Mehrfamilienhäuser eine Untersuchungspflicht auf Legionellen. Diese liegt dann vor, wenn es sich um gewerblich oder öffentlich genutzte Anlagen mit einem Speicherinhalt von mehr als 400 Litern handelt, aber auch bei Anlagen mit einem Rohrleitungsvolumen von über drei Litern zwischen dem Ausgang des Trinkwassererwärmers und der Entnahmestelle – in beiden Fällen unter der Voraussetzung, dass Duschen oder ähnliche Einrichtungen enthalten sind, bei denen es zu einer Vernebelung des Trinkwassers kommt. Gefahrenpotenzial für die Hygiene lauert unter Anderem im Bereich der Erwärmung von Trinkwasser. „In Speichersystemen werden z. B. mehrere hundert Liter Wasser erwärmt und teilweise über einige Tage gespeichert. Das ist Stagnation pur. Hinzu kommt, dass sich Temperaturbereiche ergeben können, die die Legionellenvermehrung begünstigen“, erklärt Stefan Pohl, Leiter Marketing bei Kemper. „Trinkwasser ist unser wichtigstes Nahrungsmittel. Es zu bewahren ist nicht nur eine globale Aufgabe, sondern auch eine Verantwortung, zu der sich die deutsche Sanitärindustrie bekennt. Eine ausführliche Beratung und Prüfung, welches System sich für das jeweilige Objekt zur Trinkwassererwärmung eignet, ist daher unerlässlich“, bekräftigt Wolfgang Burchard, Sprecher der Initiative Blue Responsibility. Generell lässt sich zwischen einer zentralen und einer dezentralen Warmwasserversorgung mit ihren verschiedenen Systemlösungen unterscheiden.

Zentrale Warmwasserversorgung: Modelle im Überblick
Bei der zentralen Warmwasserbereitung sind alle Warmwasserentnahmestellen eines Gebäudes an ein gemeinsames Rohrnetz angeschlossen und werden über einen oder mehrere Warmwassererzeuger versorgt. Als Trinkwassererwärmer kommen Speicher-, Durchfluss- oder Speicherladesysteme zum Einsatz, die sich vor allem hinsichtlich der Trinkwasserhygiene maßgeblich unterscheiden: Speichersysteme erwärmen Trinkwasser und bevorraten es bis zur Entnahme. Vorteilhaft ist, dass mit einer relativ kleinen Heizleistung große Warmwassermengen erzeugt werden können, die verzögerungsfrei zur Verfügung stehen. Bei hohem Bedarf können mehrere Speichersysteme zusammengeschaltet werden. Hygiene- und Trinkwasserexperten raten jedoch von Speichersystemen ab, da es zu langen Stagnationszeiten kommen kann. „Aus hygienischer Sicht sind geringe Aufenthaltszeiten des Trinkwassers im Gebäude anzustreben,“ bestätigt Stefan Pohl.

Eine aus hygienischer Sicht zu bevorzugende Lösung bilden Durchfluss-Trinkwassererwärmer, die das Trinkwasser erst bei der Zapfung erwärmen. Die Energie zur Warmwassererzeugung wird dabei durch einen Pufferspeicher auf der Heizungsseite realisiert. So besteht die Möglichkeit, regenerative Energiequellen wie z. B. Solarenergie oder Wärmepumpen zu nutzen. „Aus hygienischer Sicht ergeben sich aufgrund der insgesamt sinkenden Wasservolumina geringere Verkeimungsrisiken, da der Speicher nicht mehr auf der Trinkwasserseite angeordnet ist“, ergänzt Peter Reichert, Leiter Produktmanagement Rohrleitungssysteme bei Geberit.

Eine Kombination aus Speicher- und Durchflusserwärmern stellen Speicherladesysteme dar, bei denen es mindestens einen Wasserspeicher ohne integrierten Wärmetauscher gibt. Sie werden vorwiegend in größeren Liegenschaften eingesetzt: Der Speicher deckt in der Regel ca. zehn Minuten Spitzenbedarf ab, während ein externer Wärmetauscher die Dauerleistung abdeckt. „So können auch mit kleineren Speichern im Sinne der Hygiene große Leistungskennzahlen erreicht werden“, erklärt Peter Reichert. Generell muss die Wassertemperatur am Austritt bei allen zentralen Systemen mindestens 60 °C betragen, um die Trinkwasserhygiene sicherzustellen.

Dezentrale Warmwasserversorgung – eine Alternative?
Kurze und übersichtliche Trinkwassernetze sind grundsätzlich vorteilhafter für die Trinkwasserhygiene. Diesen Grundsatz greift die dezentrale Trinkwasserversorgung auf: Die Wärmeenergie wird z. B. durch einen in den Erwärmer integrierten Heizblock direkt an das Wasser abgegeben. Geläufige Geräteprinzipien sind der Durchlauferhitzer und der Speicherwassererwärmer, die sich in ihrer Bauart sowie bei Abmessungen, Kosten, Wasser-Qualität und Betriebsenenergie unterscheiden. „Als Vorteile der dezentralen Warmwasserversorgung sind insbesondere die kurzen Wasserleitungswege, die exakte Kostenberechnung sowie die schnelle Installation zu sehen“, erklärt Peter Reichert. Durch die häufig eingesetzten elektrischen oder gasbeschickten Erwärmer kommt es hier jedoch oft zu einer ungünstigen Umweltbilanz. Eine umweltschonendere Variante stellen beispielsweise die Wohnungsstationen von Oventrop dar, die aus mehreren parallel aufgebauten Kleinanlagen bestehen. Die dezentralen Stationen werden über einen oder mehrere zentrale Pufferspeicher beheizt, die auch mit regenerativen Wärmeerzeugern aufgeheizt werden können. Um das nachfolgende Trinkwassernetz möglichst gering zu halten, empfiehlt Oventrop in der Regel eine dezentrale Station pro Wohnung. Solche Kleinanlagen stellen nur ein geringes hygienisches Risiko dar und unterliegen daher keiner Überprüfungspflicht der Trinkwasserverordnung.

Fachgerechte Planung und Beratung sichern die Trinkwasserhygiene
Generell sollten bei der Planung von Warmwasserbereitung immer kompetente Fachplaner hinzugezogen werden. „Zu achten ist insbesondere auf ein angemessenes Speichervolumen hinsichtlich der zu erwartenden Entnahmemengen. Die in die Jahre gekommene DIN 4708 als Grundlage für die Bemessung der Speichergröße muss hierbei kritisch hinterfragt werden. Wichtig ist außerdem bei allen Anlagen, die der Untersuchungspflicht unterliegen, die Einhaltung der normativ vorgeschriebenen Bevor-ratungstemperatur, der hydraulische Abgleich bei Zirkulationsanlagen sowie der Einsatz geeigneter Materialien und Dämmungen“, erläutert Peter Reichert. Entscheidend ist jedoch nicht nur die fachgerechte Installation einzelner Komponenten, sondern auch die maßgeschneiderte Abstimmung der Anlagen auf die individuellen Anforderungen. Ziel muss es sein, die Anlage so zu konzipieren, dass sie mit dem geringst möglichen Wasservolumen arbeitet und trotzdem den Spitzenbedarf abdeckt. Die Qualitätshersteller der deutschen Sanitärindustrie bieten hier nicht nur innovative Technik, sondern auch umfangreiches Know-how.

Trinkwasserhygiene hat oberste Priorität