Deutsche Sanitärindustrie treibt das Thema Nachhaltigkeit voran

Frankfurt am Main, 01. März 2013
Thilo Dreyer ist Geschäftsführer des Traditionsbetriebes Dreyer Haustechnik GmbH in Erlangen und Nürnberg sowie Mitglied bei Aqua Cultura. Im Interview mit Blue Responsibility erläutert er, welche Erwartungen die Fachwelt an die ISH 2013 hat und wie z. B. deutsche Badplaner das Thema Nachhaltigkeit im Badezimmer sehen.

Blue Responsibility: Was erwarten Sie von der Weltleitmesse ISH 2013?
Dreyer: In erster Line erwarte ich Programmergänzungen und Produktmodifikationen. Der ständige Wettlauf in großer Stückzahl neue Produkte auf den Markt zu bringen, ist aus meiner Sicht eher nachteilig für die Branche.

Blue Responsibility: In welchem konjunkturellen Umfeld findet die ISH 2013 statt?
Dreyer: In einem sehr guten Umfeld: Die Betriebe haben eine große Nachfrage, und die Verbraucher sind bereit zu investieren.

Blue Responsibility: Wie beurteilen Sie die Rolle der deutschen Sanitärindustrie im internationalen Vergleich?
Dreyer: Die deutsche Sanitärindustrie ist im internationalen Vergleich führend was die Qualität angeht. In vielen Bereichen auch in puncto Design und Innovationskraft. Und sie hat viele Produkte, die auf ein breites Publikum ausgerichtet sind.

Blue Responsibility: … und insbesondere in Hinblick auf Nachhaltigkeit?
Dreyer: Es ist vornehmlich bisher die deutsche Industrie, welche das Thema Nachhaltigkeit aufgreift und vorantreibt. Ob das in der Branche ein breites internationales Thema wird, wird sich auf der ISH 2013 zeigen.

Blue Responsibility: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie und welche Rolle spielt sie für Sie im täglichen Geschäft?
Dreyer: Für uns bedeutet Nachhaltigkeit in erster Linie, dass ein Kunde sein Bad lange nutzen kann und auch nutzen möchte. Wir bauen Bäder seit vielen Jahren mehr oder weniger bewusst nachhaltig und machen immer wieder die Erfahrung, dass Kunden auch nach mehr als zehn Jahren das Bad gut nutzen können und es ihnen gefällt. Da es früher vornehmlich ältere Kunden waren, sehen wir auch, dass sie heute das Bad immer noch nutzen können, solange sie zuhause leben.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch ein zeitloses Design mit Materialien, die eine gute Qualität und somit lange Lebensdauer haben. Wo Produkte produziert werden, welche Wege sie hinter sich haben – das sind aktuelle Fragen unserer Kunden an uns.

Blue Responsibility: Der demographische Wandel schreitet in Europa voran. Inwiefern ist dies bei der Badplanung und dem Verkauf von Sanitärprodukten spürbar?
Dreyer: Für uns ist das nicht besonders spürbar, da in der Vergangenheit eher die älteren Kunden Bäder renoviert haben. Die jüngeren haben neu gebaut und da waren wir meistens außen vor. Heute ist das anders, da kommen auch jüngere Kunden auf uns zu und planen ihr neues Bad sehr intensiv und gewissenhaft mit uns. Wer sich mit seinen Kunden ernsthaft auseinander setzt, hat schon immer ein Bad geplant, das den Bedürfnissen seiner Nutzer für lange Zeit entspricht. Es ist auch verwunderlich, wie oft hier immer noch der Fehler in der Beratung gemacht wird, indem man dem Kunden die eigenen Gewohnheiten als das verkauft, was der Kunde braucht.

Blue Responsibility: Wer fragt Produkte aus dem Bereich nachhaltiges Design nach und wie gehen Sie darauf ein?
Dreyer: Nachhaltigkeit ist für viele Kunden auf den ersten Blick gleichgesetzt mit „Wasser sparen“. Dass das Thema viel weiter greift, ist den meisten erst auf den zweiten Blick bewusst. Unsere Kunden legen aber schon immer viel Wert darauf, ein Bad zu bekommen, in dem hochwertige Materialien verbaut sind, die eine lange Lebensdauer haben. Manchmal ist der Anspruch aber auch nicht erfüllbar. Neulich hatte ich eine Kundin, die mich fragte, wie es sein könne, dass ihre Markenarmatur schon jetzt undicht sei. Sie sei doch erst vor kurzem eingebaut worden. Ich habe dies geprüft und gesehen, dass der Einbau 12 Jahre zurücklag. Ein Zeichen dafür, dass die Kundin ihr Bad immer noch als „neu“ empfand und darum das Zeitgefühl völlig verloren hatte.

Blue Responsibility: Wie kann man die Verbraucher Ihrer Meinung nach für mehr Nachhaltigkeit sensibilisieren?
Dreyer: Wenn es uns gelingt dem Kunden aufzuzeigen, dass man für die richtigen Dinge mit hoher Qualität mehr investiert und im Endeffekt spart, dann hätten wir viel erreicht.

Blue Responsibility: Wie wird sich das Badezimmer Ihrer Meinung nach in 20 Jahren entwickeln?
Dreyer: Das Bad wird sicher noch ein Stück technischer werden. Aber auch das Thema Gesundheit durch und mit Wasser beinhaltet noch viel Potential.

Blue Responsibility: Welches sind Ihrer Meinung nach die Herausforderungen der Badplanung in Zukunft?
Dreyer: Dieselben, die es schon immer waren: Dem Kunden sein Bad so zu bauen, dass es seinen Wünschen und Anforderungen entspricht. Das redet sich leicht, ist aber oft ein ganz schwieriges Thema, das nicht bei der Frage aufhört: „Baden Sie lieber oder duschen Sie…?“

Blue Responsibility: Was war Ihrer Meinung nach die größte Innovation der letzten zehn Jahre in der Sanitärindustrie?
Dreyer: Die Markteinführung der horizontalen Dusche. Wer die Gelegenheit hatte sich unter einer liegenden Dusche zu entspannen und die gesteuerten, unterschiedlichsten Wassergüsse über den Körper laufen zu lassen, weiß was ich meine. Elektronik im Bad hat so einen echten Mehrwert erhalten.

Deutsche Sanitärindustrie treibt das Thema Nachhaltigkeit voran