Frankfurt am Main, 05.12.2018

Bereits ab 2020 sollen alle Infrastrukturprojekte des Bundes mit der Planungsmethode BIM (Building Information Modeling) durchgeführt werden. Im Einzelfall ist darüber hinaus eine Überprüfung des Projekts vorgesehen, ob eine Umsetzung mit BIM technisch und wirtschaftlich machbar ist.

Aktuelle Umfragen zeigen jedoch, dass derzeit nur circa 15 Prozent der deutschen Architekten mit einem der Software-Programme arbeiten, das Building Information Modeling (BIM) ermöglicht. Planer und Zulieferer der gesamten Baubranche stellen sich  unabhängig davon der Herausforderung BIM: Die Produkte des eigenen Portfolios müssen mit BIM-fähigen Daten ausgestattet werden und Planer müssen sich neue Software-Programme kaufen oder einen „BIM-Lotsen“ bemühen, der zwischen herkömmlichen CAD-Systemen und BIM-Systemen vermittelt.

Doch welchen Nutzen hat die Planungsmethode BIM mit Blick auf Nachhaltigkeit und Trinkwasserhygiene? Die Mitglieder von Blue Responsibility zeigen, auf welche Aspekte hinsichtlich der Trinkwasserhygiene Planer auch bei der Planungsmethode BIM achten müssen.

Alle Details zu jedem Produkt in einer Bauplanungs-Datei vorzufinden ist das Fortschrittlichste an BIM: Das 3-D-Modell beschreibt jedes Bauteil mit seinen Eigenschaften, seinem Preis und der Montage. So wird auch das Organisationsprinzip des „Just in Time“ möglich. Jeder Beteiligte weiß genau, was wann wo auf dem Bauprojekt geschehen soll. Ein Beispiel: Erhöht der Architekt die Anzahl an Toilettenräumen in seinen BIM-Entwürfen, ergeben sich Planungsänderungen hinsichtlich der Stückzahlen der Armaturen und Accessoires in dem Gebäude. Dementsprechend verändern sich Stücklisten, Kosten und die Lieferzeiten automatisch beim Installateur.
Doch der wichtigste architektonische Aspekt vor dem Hintergrund der Planungssicherheit ist, dass sich sämtliche Elemente wie Wände, Decken, Bemaßungen, Beschriftungen und Objekte zueinander in Bezug bringen lassen. Der Planer erkennt viel genauer die Abhängigkeiten und Auswirkungen der einzelnen Elemente des Gebäudes: BIM zeigt auf, wie die Planungen von Lüftungsschächten, Fenstern, Treppen und Heizungssystemen sich gegenseitig beeinflussen bzw. welche Konsequenzen für die Statik und andere Gewerke daraus abzuleiten sind. Planer und Architekten können mit Hilfe von BIM das Kalkulieren und Einbauen von Sanitäranlagen optimieren und besser terminieren. Viele Sanitärunternehmen haben in den letzten Jahren ihre Produkte mit Hilfe von IT-Spezialisten digital modelliert. So stellen z. B. Oventrop, Kemper, Geberit und Viega für ihre Trinkwassersysteme BIM-kompatible Daten zur Verfügung.

Gefahrenpotentiale vorab überprüfen
Verknüpft werden die Daten aller Gewerke beim Planer mittels einer neutralen Datenschnittstelle – der digitalen Grundlage dafür, dass alle Prozesse, die Auswirkungen der Gewerke aufeinander, die Zeitplanung, die Abflussmengen und Energieverbräuche vor und während der Inbetriebnahme des Gebäudes kalkulierbar sind. Für diese komplexen Zusammenhänge ist es wichtig, dass Hersteller für Sanitärprodukte Daten wie z. B. die Abflussmenge und den Wasserverbrauch detailliert verbindlich angeben. Kaldewei und Ideal Standard beispielsweise stellen diese Parameter ihrer Badarmaturen in verschiedenen Dateiformaten zur Verfügung. Marc Nagel von Ideal Standard erläutert: „So können Architekten Prozesse vor der Bauphase simulieren und Gefahrenpotentiale überprüfen. Für Architekten, Planer und Ingenieure stehen wir mit unseren Projektberatern auch bei internationalen BIM-Projekten zur Verfügung.“ Keuco beispielsweise liefert seit 2016 für Armaturen und Accessoires online BIM-kompatible Daten und Kaldewei ebenso für ihre Badewannen, Waschtischen und Duschen. „Auf Dauer wird BIM für die Projektierung, Koordination und Kostenkontrolle im Bauen eine immer größere Rolle spielen. Besonders vor dem Hintergrund des Green Building-Konzepts und steigender Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Gebäuden wird der ganzheitliche Ansatz von BIM immer wichtiger, da die Methode relevante Informationen über den gesamten Lebenszyklus und die Energieeffizienz eines Gebäudes bereitstellt,“ ergänzt Marcus Möllers von Kaldewei.

Hydraulische Systematik bedarf detaillierter Planung
Mit Hinblick auf die Trinkwasserhygiene in einem Gebäude gilt es weitere Details zu beachten wie z. B. die Auswahl von sicheren Werkstoffen für alle wasserführenden Bauteile oder die Vermeidung von Stagnationseffekten in den oft sehr komplexen Rohrleitungssystemen. Besonders im Fokus stehen hier Objekte mit wechselnder oder ungleichmäßiger Auslastung. In Kliniken, Pflegeheimen, Hotels oder Schulen muss mit Zeiten der Nichtnutzung zumindest von Teilbereichen der Sanitärinstallation gerechnet werden. Dann ist der sogenannte bestimmungsgemäße Betrieb nicht mehr gewährleistet – Stagnation und damit verbundene Verkeimung sind vorprogrammiert. Mit moderner Rohrnetzberechnungs-Software ist es jedoch möglich, Trinkwasserinstallationen so zu planen, dass bei ausbleibender oder eingeschränkter natürlicher Nutzung Wasserwechselmaßnahmen automatisch eingeleitet werden. „Perspektivisch gesehen, werden BIM-Planungen sogar in der Lage sein, die Betriebskosten eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus vorauszuberechnen. Notwendige Aufwände zur Aufrechterhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs werden dann in die Berechnung einfließen. Lösungen mit Ringinstallationen und Strömungsteilern zeichnen sich hierbei durch geringe Spülmengen aus und gelten daher als besonders ökologisch und nachhaltig“, erklärt Stefan Pohl von Kemper.
Die nachhaltige Sicherstellung der Trinkwasserhygiene haben führende Hersteller der Initiative Blue Responsibilty wie z. B. Geberit, Honeywell und Kemper fest im Fokus. Die Mitglieder der Initiative unterstützen die weitere Implementierung von BIM zur komfortablen und hygienisch sicheren Umsetzung einer umfänglichen Gebäudeplanung.

BIM bietet Chance zur nachhaltigeren Wertschöpfungskette
„Eine gründliche Planung mit BIM-kompatiblen Programmen ermöglicht es in Zukunft, viel früher Planungskonflikte zu erkennen und zu beheben. So kann der Koordinierungs- und Arbeitsaufwand gegenüber der herkömmlichen Gebäudeplanung optimiert werden. Das macht auch die Wertschöpfungskette nachhaltiger“, resümiert Wolfgang Burchard, Sprecher von Blue Responsibility. „Installateure, Fachplaner und Architekten können sich darauf verlassen, dass die deutschen Sanitärhersteller für Zukunftsprojekte die verlässlichsten Partner sind, vor allem was die Trinkwassersicherheit angeht.“

BIM 2018: Deutsche Sanitärhersteller unterstützen Planer und Architekten mit digitalen Produktdaten