Frankfurt, 25.06.2021

Die Hersteller von Gebäudearmaturen sind vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen. Dank der weiterhin guten Baukonjunktur in Deutschland verzeichneten viele 2020 sogar ein leichtes Wachstum. Dennoch verlangt die Krise auch ihnen einiges ab. Sie mussten neue Arbeitszeitmodelle und Home-Office-Lösungen entwickeln und umfangreiche Hygienekonzepte ausarbeiten, um die Produktion am Laufen zu halten. Bei ihrem sozialen Engagement haben die Unternehmen aber keine Abstriche gemacht. Das hat zum einen mit ihrer Struktur zu tun. Als mittelständische Familienunternehmen ist Verantwortung für die Mitarbeiter und das Umfeld, in dem man tätig ist, traditionellerweise Teil der Unternehmenskultur. Hinzu kommen strategische Überzeugungen. „Soziales Engagement hilft den Unternehmen natürlich auch, ein positives Image aufzubauen bzw. zu pflegen“, sagt Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des Fachverbands Armaturen im VDMA. Das zahle sich doppelt aus. Im Inland helfe es ihnen, sich als guter Arbeitgeber zu präsentieren und daher offene Stellen trotz Fachkräftemangels passend besetzen zu können. Auch für das Auslandsgeschäft werde das Image immer wichtiger. „Nachhaltigkeit gewinnt in den Märkten mehr und mehr an Bedeutung. Da viele Unternehmen auch ein starkes Exportgeschäft haben, ist es für sie wichtig, sich ihren Kunden dort als nachhaltig präsentieren zu können“, weiß Burchard.

Das Spektrum für soziales Engagement ist breit

Das unternehmerische Engagement fängt im eigenen Betrieb an und setzt sich in der Region fort. So auch beim Badausstatter Keuco aus dem sauerländischen Hemer. Keuco hat dort seit fast 70 Jahren seinen Hauptsitz. Das Unternehmen ist mit rund 500 Beschäftigten ein großer Arbeitgeber. Die meisten Mitarbeiter kommen aus dem Umland. Keuco engagiert sich auf vielfältige Weise vor Ort. So werden beispielsweise Sportvereine, Kulturprojekte und Schulen unterstützt. Mittags können die Schulkinder einer nahe gelegenen Grundschule in der Keuco Kantine essen. Diese Möglichkeit möchte KEUCO den Kindern auch nach der Corona Krise wieder bieten.

Darüber hinaus unterstützt Keuco öffentliche Einrichtungen und Projekte zum Thema Wasser und Gesundheit weltweit. 2019 ist KEUCO auf die Initiative Kumanga aufmerksam geworden, die Menschen in Malawi Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Im Kern geht es darum, Brunnen in Gegenden zu bauen, in denen es an frischem Trinkwasser mangelt. „Vor allem Frauen und Kinder sind viele Kilometer unterwegs, um einen Eimer Wasser aus einer verschmutzten Wasserstelle zu holen. Sauberes Trinkwasser bedeutet bessere Hygiene, bessere Gesundheit und mehr Lebensqualität. Wir sind froh, dass wir vor der Krise einigen Regionen helfen konnten“, sagt Katja Zimmermann, Leitung Marketing Kommunikation.

Auch der Armaturenhersteller SYR Hans Sasserath aus Korschenbroich fühlt sich seiner Heimatregion am Niederrhein eng verbunden und unterstützt seit langem soziale Einrichtungen und Vereine mit Spenden. Vor fünf Jahren übernahm das Unternehmen außerdem eine Patenschaft für ein Apartment in einem Ronald McDonald-Haus. Diese Häuser bieten Familien ein Zuhause auf Zeit, während ihre schwerkranken Kinder in der jeweils nahe gelegenen Kinderklinik behandelt werden. In diesem Jahr wurde die Patenschaft um fünf weitere Jahre verlängert. Sie deckt alle laufenden Kosten für das Apartment ab.

Nachwuchsförderung ein zentrales Anliegen

SYR arbeitet viel mit Berufsschulen, SHK-Werkstätten und Technischen Hochschulen zusammen. „Berufsschulklassen oder auch Meisterklassen werden bei uns auf unsere Kosten technisch geschult“, sagt Geschäftsführerin Elisa Sasserath-Kentsch. Sie sieht dieses Engagement als Weg, junge Menschen für das das Handwerk zu interessieren. Gerade Installateure seien mittlerweile nur noch schwer zu bekommen. „Wir gehen auf die jungen Leute zu und hören uns an, was sie umtreibt“, sagt sie. Die Jungen hätten ganz andere Ansätze und ganz andere Lebens- und Arbeitsweisen als Ältere. Dem müsse man sich als Unternehmen anpassen. „Wenn man die jungen Leute und ihre Vorstellungen nicht ernst nimmt, bekommen wir über kurz oder lang gar keine mehr“, ist Sasserath-Kentsch überzeugt.

Internationale Schule für Olpe

Das alteingesessene Familienunternehmen Kemper aus Olpe ist einer der großen Arbeitgeber in Südwestfalen, einer Region, die ihre industriellen Wurzeln schon im 19. Jahrhundert hat. Neben dem Hersteller von Gebäudearmaturen sind dort viele Zulieferbetriebe für die Autoindustrie und Unternehmen anderer Branchen ansässig. Die Firmen sind weltweit erfolgreich, aber in den letzten Jahren fiel es immer schwerer, genügend Facharbeiter in die Region zu holen. Deshalb beschloss man, eine internationale Schule in Olpe aufzubauen und vollständig aus eigener Kraft zu finanzieren. Dafür stellen Kemper und 20 andere Unternehmen und Einrichtungen der Region über die nächsten zehn Jahre insgesamt drei Millionen Euro zur Verfügung. Die internationale Schule, die am örtlichen Gymnasium angesiedelt ist und den weltweit anerkannten Abschluss International Baccalaureate (IB) ermöglicht, soll im Herbst 2021 den Betrieb aufnehmen. „Die Wirtschaft bei uns ist global, aber die Ausbildung ist es noch nicht“, sagt der frühere Kemper-Geschäftsführer Winfried Fischer, der dem Förderverein der internationalen Schule vorsitzt. Mit dem Schulprojekt werden zwei Ziele verfolgt. Zum einen sollen Schüler und Schülerinnen aus der Region nach dem IB-Abschluss eine internationale akademische Laufbahn einschlagen und dann später als Hochqualifizierte in den heimischen Firmen zur arbeiten. Zum anderen wird kalkuliert, dass die Region für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver wird, wenn man ihnen eine Schule für ihre Kinder anbieten kann, in der sie in Englisch, Französisch oder Spanisch unterrichtet werden können. Für Kemper hat Ausbildung einen hohen Stellenwert. Das zeigt nicht nur die hohe Ausbildungsquote von zehn Prozent. Das Unternehmen ermöglicht seinen Azubis auch Auslandsaufenthalte und Auslandspraktika und organisiert überdies für duale Studenten und Auszubildende einen deutsch-chinesischen Jugendaustausch. „Was die Ausbildung angeht, ist Kemper in Olpe und Umgebung ein Aushängeschild“, erklärt Fischer.

Für viele mittelständische Unternehmen ist soziales Engagement seit langem zu einer selbstverständlichen Notwendigkeit geworden. In einer aktuellen Befragung im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen gaben 72 Prozent der Unternehmen an, ihr gesellschaftliches Engagement auch 2020 beibehalten zu haben. Das gilt auch für die Hersteller von Gebäudearmaturen.

Soziales Engagement ist auch in der Krise wichtig