Frankfurt, 18.10.2022

Etwa alle 30 Sekunden gibt es in deutschen Haushalten einen Leitungswasserschaden. Gänzlich vermeiden lassen sich Leckagen nicht. Doch technische Lösungen können das Ausmaß des Schadens begrenzen. 

Etwa alle 30 Sekunden gibt es in deutschen Haushalten einen Leitungswasserschaden. Gänzlich vermeiden lassen sich Leckagen nicht. Doch technische Lösungen können das Ausmaß des Schadens begrenzen. 

Knapp 1,2 Millionen Leitungswasserschäden wurden nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft im Jahr 2021 gemeldet – durchschnittlich 3.200 pro Tag. Der Schaden belief sich demnach auf 3,8i Milliarden Euro. Von defekten Dichtungen über Rohrbrüche und Frostschäden bis hin zu Montagefehlern oder mangelnder Wartung: Die Ursachen für Leckagen sind vielfältig. Die Wohngebäudeversicherer ermittelten durchschnittliche Kosten in Höhe von etwa 3.200 Euro je Schadensfall. Es ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Dafür sorgen effiziente Leckageschutz-Systeme. Zwar können sie eine Leckage nicht verhindern. Aber sie begrenzen das Ausmaß des Schadens und damit den Ressourcenverbrauch erheblich, weil ein Wasseraustritt frühzeitig erkannt wird und schnell Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. 

Alarm per App

Grundsätzlich nutzen Leckageschutz-Systeme zwei unterschiedliche Mechanismen: Zum einen gibt es Sensoren, die das fließende Wasser in der Leitung überwachen, zum anderen Boden- oder Wandsensoren, die auf Kontakt mit Wasser reagieren. Detektoren, die nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch die Temperatur messen, hat zum Beispiel der Armaturenhersteller Resideo im Portfolio. „Unsere Wasser- und Frostmelder warnen vor Wasseraustritt oder einem Einfrieren von Rohrleitungen“, erklärt Georg Galke, Marketingleiter Europa bei Resideo in Mosbach. Kommen die Geräte mit Wasser in Kontakt, messen sie eine zu niedrige Temperatur oder eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, lösen sie einen akustischen Alarm aus. Gleichzeitig sendet das System per App eine Meldung an den Nutzer, sodass dieser direkt Bescheid weiß, auch wenn er gerade nicht vor Ort ist. 

Der W1 Wi-Fi Wasser- und Frostmelder von Resideo warnt im Falle eines Wasseraustritts, bei Frostgefahr oder zu hoher Feuchtigkeit mit einem akustischen Alarm. Gleichzeitig wird über die App eine Meldung an das mobile Endgerät des Nutzers gesendet.

Auf diesem Prinzip der vernetzten Kommunikation basieren alle gängigen Leckageschutz-Systeme. Denn je schneller ein Wasseraustritt erkannt und unterbrochen wird, umso geringer ist der Schaden. Zeit ist in einem solchen Fall sprichwörtlich Geld. 

Mit einer besonders kurzen Reaktionszeit punkten Systeme mit automatischen Absperrventilen. Wenn der Sensor eine Auffälligkeit meldet, die auf einen Wasserschaden hindeutet, wird die Wasserzufuhr sofort unterbrochen. „Vor allem in großen Gebäuden mit unterschiedlichen Nutzungsbereichen ist die Vernetzbarkeit von Leckage-Sicherheitssystemen äußerst wichtig“, sagt Felix Daub, Produkttechniker bei der Gebr. Kemper GmbH und Co. KG in Olpe. Das System von Kemper ist in erster Linie für Gewerbe- und Industrieimmobilien konzipiert. Es ermöglicht die Einbindung von bis zu 50 Wasserfühlern auf zwei Meldelinien. Die Wasserfühler senden bei Bedarf einen Impuls an eine Steuereinheit, woraufhin die betroffene Versorgungsleitung über ein Vollstrom-Absperrventil geschlossen wird. Weil das System mehrere Absperrventile ansteuern kann, können im Falle einer Leckage auch mehrere Leitungen gleichzeitig geschlossen werden, zum Beispiel Kaltwasser, Warmwasser und Zirkulation.

Das Kemper Leckage-System ermöglicht die Einbindung von bis zu 50 Wasserfühlern auf zwei Meldelinien. So können sensible Bereiche wie EDV-Räume oder Archive weiträumig detektiert werden.

Mikroleckagen sind tückisch

Nur schwer zu erkennen und daher besonders folgenreich ist ein Wasseraustritt über ein Leitungsleck in der Wand. Bis die Feuchtigkeit zu einem Bodensensor vordringt, ist meist schon ein großer Schaden entstanden. Vermeiden lässt sich das mit Geräten, die den Fluss des Wassers direkt im Rohr überwachen. Auf diese innovative Technik setzt die Firma SYR Hans Sasserath GmbH & Co. KG aus Korschenbroich. Das Prinzip: Ein Sensor in der Leckageschutz-Armatur misst kontinuierlich Durchfluss und Wasserdruck. Stellt er einen ungewöhnlichen Verbrauch fest, wird die Wasserleitung automatisch abgesperrt. „Das Gerät gleicht die entnommene Wassermenge mit dem individuellen Kundenprofil ab und reagiert auf Abweichungen“, erklärt Mario Besseling, Leiter des Kompetenzzentrums der Geschäftseinheit SYR Connect. 

Nicht nur ein Rohrbruch, sondern auch kleine Undichtigkeiten können entdeckt werden. Dazu macht der Sensor in regelmäßigen Abständen sogenannte Mikroleckage-Tests. „Schleichende Leckagen führen zu großen Schäden“, sagt Besseling. „Es kann passieren, dass die gesamte Gebäudesubstanz durchnässt, bevor jemand den Wasseraustritt bemerkt.“ Dem beugt das SYR-System vor. Die verschiedenen Komponenten, zu denen auch Bodensensoren gehören, können autark eingesetzt werden oder als Schwarm arbeiten. Ein Gerät fungiert dann als Schaltzentrale, registriert die empfangenen Daten der angebundenen Geräte, wertet sie aus und wird entsprechend aktiv. So lassen sich unterschiedliche Bereiche eines Gebäudes, komplette Mehrfamilienhäuser oder große Objekte absichern. Via App kann der Leckageschutz gesteuert und an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. 

Der SafeFloor Connect ist dort zu finden, wo ein Wasseraustritt möglich oder ein Wert kritisch werden kann. Bekommt er „nasse Füße“, meldet er sofort einen Wasserschaden. Gekoppelt mit dem SafeTech Connect, sperrt dieser umgehend das Leitungssystem ab.

Sperrzeiten programmieren

Eine wirkungsvolle Maßnahme zum Schutz vor Wasserschäden können automatisierte Absperreinrichtungen sein, also Zeitschaltprogramme in Verbindung mit Leckageschutz-Armaturen. „In öffentlichen oder gewerblichen Gebäuden empfiehlt es sich, die Leitungen immer dann zu sperren, wenn keine Nutzer mehr vor Ort sind“, sagt Dr. Oliver Fontaine, Leiter im Bereich Produktmanagement bei der Schell GmbH und Co. KG in Olpe. Damit würden nicht nur Schäden infolge einer lange unbemerkt gebliebenen Leckage verhindert, sondern auch unnötiger Wasserverbrauch, zum Beispiel wenn eine Armatur über Nacht nicht korrekt verschlossen ist.  

Die Leckageschutz-Armatur sperrt die Trinkwasser-Installation nach individuell programmierten Zeiten, etwa wenn kein Nutzer im Gebäude ist und ein Wasseraustritt damit längere Zeit unbemerkt bleiben würde. 

Am besten ist es natürlich, wenn es gar nicht erst zu einer Leckage kommt. Zu hoher Druck kann zum Beispiel zu einem Rohrbruch führen. Dieses Risiko wird durch den Einsatz von Druckminderern gesenkt, die den Wasserdruck verringern und ihn auch bei Schwankungen aus dem Netz auf dem eingestellten Wert halten. Im Außenbereich empfehlen die Hersteller  frostsichere Armaturen, um Schäden durch gefrierendes Wasser zu verhindern. 

„Nachhaltigkeit beginnt bei den Produkten selbst“, betont Wolfgang Burchard, Geschäftsführer im VDMA-Fachverband Armaturen. „Beim Leckageschutz geht es zum Beispiel um die Dichtigkeit und die Langlebigkeit der installierten Komponenten.“ Und nicht zuletzt lasse sich mit gut geschultem Fachpersonal ein weiteres Risiko ausräumen: Installations- und Montagefehler sind nach Angaben der Wohngebäudeversicherer eine der Hauptursachen für Leitungswasserschäden. 

Leckageschutz ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit